Jelinek,

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kennen sie dieses SCHÖNE land mit seinen tälern und hügeln?
es wird in der ferne von schönen bergen begrenzt. es hat einen horizont. was nicht
viele länder haben.
kennen sie die wiesen, äcker und felder dieses landes? kennen sie seine friedlichen
häuser und die friedlichen menschen darinnen?
mitten in dieses schöne land hinein haben gute menschen eine fabrik gebaut. geduckt
bildet ihr alu-welldach einen schönen kontrast zu den laub- und nadelwäldern ringsum.
die fabrik duckt sich in die landschaft. obwohl sie keinen grund hat, sich zu ducken.
sie könnte ganz aufrecht stehen.
wie gut, daß sie hier steht, wo es schön ist und nicht anderswo, wo es unschön ist.
die fabrik sieht aus, als ob sie ein teil dieser schönen landschaft wäre.
Elfriede Jelinek
Die Liebhaberinnen
Roman
Die Liebhaberinnen
vorwort :
kennen sie dieses SCHÖNE land mit seinen tälern
und hügeln?
es wird in der ferne von schönen bergen begrenzt.
es hat einen horizont. was nicht viele länder haben.
kennen sie die wiesen, äcker und felder dieses
landes? kennen sie seine friedlichen häuser und die
friedlichen menschen darinnen?
mitten in dieses schöne land hinein haben gute
menschen eine fabrik gebaut. geduckt bildet ihr alu-
welldach einen schönen kontrast zu den laub- und na-
delwäldern ringsum. die fabrik duckt sich in die land-
schaft. obwohl sie keinen grund hat, sich zu ducken.
sie könnte ganz aufrecht stehen.
wie gut, daß sie hier steht, wo es schön ist und
nicht anderswo, wo es unschön ist.
die fabrik sieht aus, als ob sie ein teil dieser schönen
landschaft wäre.
sie sieht aus, als ob sie hier gewachsen wäre, aber
nein! wenn man sie näher anschaut, sieht man es:
gute menschen haben sie errichtet. von nichts wird
schließlich nichts.
und gute menschen gehen in ihr ein und aus. an-
schließend ergießen sie sich in die landschaft, als ob
diese ihnen gehören würde.
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die fabrik und das darunterliegende grundstück
gehören dem besitzer, der ein konzern ist.
die fabrik freut sich trotzdem, wenn frohe men-
schen sich in sie ergießen. weil solche mehr leisten
als unfrohe.
die frauen, die hier arbeiten, gehören nicht dem
fabrikbesitzer.
die frauen, die hier arbeiten, gehören ganz ihren
familien.
nur das gebäude gehört dem konzern. so sind alle
zufrieden.
die vielen fenster blitzen und blinken wie die vielen
fahrräder und kleinautos draußen. die fenster sind
von frauen geputzt worden, die autos meistens von
männern.
alle leute, die zu diesem ort gekommen sind, sind
frauen.
sie nähen. sie nähen mieder, büstenhalter, manchmal
auch korsetts und höschen.
oft heiraten diese frauen oder sie gehen sonstwie
zugrunde. solange sie aber nähen, nähen sie. oft
schweift ihr blick hinaus zu einem vogel, einer biene
oder einem grashalm.
sie können manchmal die natur draußen besser
genießen und verstehen als ein mann.
eine maschine macht immer eine naht. es wird ihr
nicht langweilig dabei. sie erfüllt dort ihre pflicht,
wohin sie gestellt ist.
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